Paul Rostin
Assistenzarzt
- Assistenzarzt in der Geburtshilfe an der Charite Berlin
Vortrag
Schwere Mastitis/Mammaabszess - Zwei Fallberichte mit Streptokokken bzw. MRSA
Paul Rostin und Josefine Königbauer
Einleitung: Die puerperale Mastitis ist eine häufige Komplikation, die vor allem zu Beginn der Stillzeit auftritt und mit dem vorzeitigen Abstillen sowie Komplikationen assoziiert ist. Der häufigste Erreger der Mastitis ist Staphylococcus aureus. Selten können andere Bakterien wie MRSA oder Streptokokken isoliert werden.
Kasuistik (1): Eine 41-jährige 2-Gravida 2-Para stellte sich 2 Wochen nach Re-Sectio mit schmerzhafter Schwellung und Rötung der linken Mamma vor. Zusätzlich berichtete sie über schwere Allgemeinsymptome mit Fieber und Krankheitsgefühl. Ihr 4-jähriger Sohn wurde vor kurzen wegen einer Otitis media behandelt und der Ehemann klagt über Grippe-ähnliche Beschwerden. Wegen der Schwere der Beschwerden wurde die stillende Patientin stationär aufgenommen und eine intravenöse antibiotische Therapie mit Clindamycin wurde initiiert. Zusätzlich erhielt die Mutter eine symptomatische Therapie mit Ibuprofen sowie regelmäßige Unterstützung beim Stillen. In der Milchprobe konnte Streptococcus pyogenes isoliert werden. Es kam zur Abszessbildung im betroffenen Areal, sowie im Verlauf zu einer oberflächlichen Erosion mit Milchfistel. Nach adäquater Behandlung (Drainage nach sonographisch gestützter Punktion, sowie entsprechende Wundauflagen) kam es zur deutlichen klinischen Besserung. Die Stillende konnte den Säugling bis weit ins zweite Lebensjahr hinein stillen.
Kasuistik (2): Eine 35-jährige 5-Gravida 3-Para stellte sich einen Monat nach einer komplikationslosen Spontangeburt mit Fieber, sowie einseitig eitrig-ulzerierter und beidseits schmerzhaften und geschwollenen Mammae vor. Sie berichtete über seit 2 Tagen zunehmende Schmerzen und Austritt von Pus, wegen dem sie seit dem Morgen nicht mehr gestillt habe. Rechtsseitig war eine deutliche Nekrose bis auf das Hautniveau kurz über der Mamille sichtbar. Aufgrund des ausgeprägten Befundes erfolgte die operative Ausräumung beidseits mit Debridement und VAC-Anlage. Wir führten mehrere VAC-Wechsel durch, bevor die Wunden beidseits verschlossen werden konnten. Parallel erfolgte die intravenöse Antibiose mit Clindamycin bei MRSA (Staphylococcus aureus) und die Stillende wurde aufgrund des ausgeprägten Befundes und des schweren Krankheitsgefühls medikamentös abgestillt. Nach 11-tätigem stationären Aufenthalt konnte die Patientin bei relativem Wohlbefinden entlassen werden.
Zusammenfassung: Meist heilt eine Mastitis nach adäquater Therapie und begleitender Stillberatung gut ab. Es gibt jedoch auch seltene komplizierte Formen der Mastitis und Mammaabszess Bildung, die einen interdisziplinären Ansatz erfordern. Bei einem schweren Verlauf sollte man auch immer an seltene Erreger denken und die Therapie entsprechend anpassen.